Unser Dummy-Seminar mit Caroline Koch
Tag 1 | A-Niveau

Ein Bericht von Barbara Scholand, Tatjana Beer und Jessika Schröder

Bild oben: Vorbereitung: Die Dummys sind gekennzeichnet, die Belohnung (Leberwursttube) muss auch mit.


Ankommen in Warringholz

In der buddhistischen Zen-Tradition spricht man davon, wie wichtig der „Anfängergeist“ ist – und genau diese Haltung war hier im Seminar gefragt. Aber der Reihe nach: Zu Beginn wurden wir – am ersten Samstag im Dezember 2022 – sehr freundlich auf dem Warringholzer Resthof von Sonderleiterin Mareike Reimers und ihrem Partner begrüßt. Die beiden Gastgebenden haben alles getan, um den acht Hund-Menschen-Teams den Aufenthalt bei Außentemperaturen um drei Grad Celsius so angenehm wie möglich zu gestalten. So konnten wir uns in den Pausen in einem ehemaligen Pferdestall aufwärmen. Heiße Getränke und Sitzgelegenheiten standen bereit, es gab sogar einen kleinen Gasofen und eine angenehm beheizte Gästetoilette.

Seminar Teil 1: Kennenlernen der einzelnen Teams

Am Vormittag nahm sich Seminarleiterin Caroline Koch für jedes Team etwa eine halbe Stunde Zeit. Unser Tony, ein 2,5-jähriger Flat-Rüde, konnte es kaum erwarten, Caroline kennenzulernen, als es etwa 100 Schritte vom Hof entfernt aufs freie Feld ging. Zunächst stellte Caroline einige Fragen: Wie alt ist der Hund? Was wurde bisher mit ihm gemacht?  Was ist das Ziel für diesen Seminartag?

Das Warringholzer Übungsgelände

Sehr schnell wurde in den folgenden Übungen klar, dass wir noch viel Basisarbeit vor uns haben: Die Fußarbeit ist das A und O der Dummy-Arbeit, alles weitere – Markieren, Verlorensuche, Einweisen… – kann erst aufgebaut werden, wenn die Basis stimmt, so Caroline. „Die Basis“ heißt vor allem, dass Vertrauen und gegenseitiger Respekt durch gemeinsames Üben erarbeitet werden. Beeindruckend für uns war, wie schnell Caroline Tony zur Ruhe brachte und ihn immer wieder mit liebevoller Konsequenz korrigierte. Dabei setzte sie viel Körperkontakt (Streicheln, Kraulen) ein und vergaß nie das Lob – „good boy!“. Tony apportierte die geworfenen Dummys, zeigte jedoch keine korrekte Abgabe, sondern ließ das Dummy fallen. „Hold it!“ war für uns ein neuer Befehl – dabei wird dem Hund das Dummy wieder in den Fang gegeben. Caroline erläuterte dazu, dass sie im Schritt-für-Schritt-Aufbau der Arbeit mit ihren Hunden nach und nach den „Druck“ erhöht, heißt: korrekte Arbeit verlangt. Fehler bzw. fehlende Arbeit des Hundes korrigiert sie mit der nötigen Strenge und macht dem Hund dies durch entsprechenden Einsatz von Körpersprache und Stimme deutlich. Für Tony empfahl sie uns – neben der Daueraufgabe Fußarbeit – in Sachen Dummy-Training die Einzelarbeit. 

Seminarleiterin Caroline Koch

Diese Empfehlung gab Caroline auch weiteren Teams und erklärte dazu, dass vor allem junge Hunde im Dummy-Gruppentraining durch zu viele Reize überfordert sind. Das Einzeltraining ist wichtig, damit der Hund „mental bei mir ist“. Die Basics sollten daher immer mit dem Hund alleine geübt werden. Im nächsten Schritt sollte man einen ruhigen, erfahrenen Hund dazunehmen. Immer wieder wurde von ihr hervorgehoben, wie wichtig die Grundlagenarbeit mit dem Hund ist: „Basics, Basics, Basics!“ Ein weiteres wichtiges Stichwort war: „Ruhe ins Training hineinbringen!“ Wie sie mit entsprechender Konsequenz dem Hund die korrekte Abgabe deutlich macht, zeigte Caroline auch weiteren Teams: Wenn der Hund das Dummy ausspuckte, wurde es ihm – mit der Ansage „Hold it!“ – wieder in den Fang gegeben.

Sehr wertvoll war für uns die Möglichkeit mitverfolgen zu dürfen, wie Caroline mit den anderen Teams arbeitete, die zum Teil bereits einen fortgeschrittenen Ausbildungsstand hatten. So lernten wir die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des weißen Stabs kennen, z.B. als Ziel oder Memory oder als Verleitung. Weitere Hinweise von Caroline bezogen sich auf den Stopp-Pfiff – dieser soll dem Hund nicht nur sagen, dass er anhalten soll, sondern vor allem: „Schau mich an!“ Viele Fragen der Teilnehmer*innen bezogen sich auf das korrekte Einweisen bzw. auf die Hilfen für ein korrektes Lining. In der Diskussion darum, welcher Arm für das Einweisen genutzt werden sollte, sprach sich Caroline für den Arm aus, der weiter vom Hund entfernt ist, mit dem Argument, dass man den Hund dann besser in Gänze sehen und wahrnehmen kann. Also: Sitzt der Hund links, wird mit dem rechten Arm eingewiesen. Spannend zu beobachten waren für uns vor allem die Übungssequenzen, in denen Caroline zeigte, wie mit lebhaften Hunden gearbeitet werden kann. Grundsätzlich sollte die/der Hundeführer*in in solchen Fällen eine dezente Körpersprache einsetzen, d.h. mit kleinen, minimierten Gesten arbeiten. Im Dummy-Training kann ein aufgeregter Hund zunächst mit dem Rücken zum Dummy-Wurf gesetzt werden, um auf seine Führperson und deren Anweisungen fokussiert zu bleiben.

Seminar Teil 2: Vertiefung in Einzelarbeit und Zweierteams

Nach der Mittagspause wurde teils in Zweierteams, teils in Einzelarbeit geübt, je nach Ausbildungsstand des Hundes. Die Themen vom Vormittag wurden vertieft, wobei der Aspekt „Ruhe hineinbringen“ weiterhin leitend war. In den Übungen wurden Carolines Ideenreichtum und ihre Kreativität sichtbar, wenn es darum ging, die Bindung zwischen Hund und Mensch zu stärken. Beispielhaft dafür war der Aufbau der „Kleinen Suche“: In der ersten Übung wurde der Hund beim Stab abgesetzt, sein Mensch sollte dann im Abstand von etwa vier, fünf Schritten um ihn herumgehen und dabei mehrfach mit einem Ball in der Hand im hohen Gras wühlen, dann den Ball dann an einer Stelle verstecken und abschließend mit der leeren Hand noch ein paar Male im Gras wühlen. Beim „Wühlen“ sollte Mensch außerdem animierende Geräusche von sich geben. Im Anschluss wurde der Hund mit dem „Kleine-Suche-Pfiff“ zum Stöbern aufgefordert. Den Abschluss der Übung bildete die korrekte Abgabe des Balls und – nicht vergessen! – das Lob des Hundes. Je nach Ausbildungsstand des Hundes erfolgte dann eine zweite Übung. Dabei wurde von Caroline ein Ball nahe beim Stab im Gras versteckt, der Hund wurde währenddessen etwa dreißig Schritte entfernt abgesetzt. Dann wurden – für den Hund sichtbar – mehrere Dummys geworfen. Zunächst durfte der Hund nach entsprechender Einweisung ein Dummy apportieren. Anschließend (Fußarbeit!) erfolgt ein Platzwechsel und der Hund wurde vom neuen Standort aus Richtung Stab eingewiesen, anschließend ggfs. wieder per „Kleine-Suche-Pfiff“ zum Stöbern (und Apport) aufgefordert. Carolines Korrekturen bezogen sich vor allem auf die Herausforderung des Einweisens – nur, wenn dieses präzise erfolgt, kann der Hund erfolgreich arbeiten und sich schlussendlich das Vertrauen in seinen Menschen festigen. Dafür muss sich der/die Hundeführer*in auf Augenhöhe des Hundes begeben, d. h., es sind die Beinmuskeln gefordert, da die Knie stark gebeugt werden.

Einweisen: Mit dem Hund auf Augenhöhe

Fazit

Beeindruckend waren Carolines durchgängige Kompetenz, Geduld und Freundlichkeit sowie ihr großes Engagement. Wir haben wunderbare Einblicke in die Dummy-Arbeit erhalten und viele hilfreiche Anregungen mit nach Hause genommen. Wichtig war Carolines Hinweis, immer wieder „zurück zum Anfang“, zur Basisarbeit, zu gehen und bestimmte Ziele (vorläufig) zurückzustellen, kurz: Es gilt, den „Anfängergeist“ zu bewahren.

 Vielen herzlichen Dank für diesen lehrreichen Seminartag und die tolle Organisation!

Text und Fotos: Barbara Scholand, Mitwirkung Text: Tatjana Beer, Jessika Schröder